Die UnitedHealth Group ist DER Anbieter von Krankenversicherungen in den USA. Das Unternehmen profitiert vom komplexen und vor allem teuren Krankenversicherungssystem in den Vereinigten Staaten. Die Aktie ist ein echter Dauerläufer, der Aktienkurs hat sich in den letzten 10 Jahren mehr als verfünffacht. In letzter Zeit läuft die Aktie allerdings nur seitwärts. Ist UnitedHealth dennoch ein Kauf?

UnitedHealth Aktie Analyse

Geschäftsmodell verstehen

„Investiere nur in eine Aktie, deren Geschäft du auch verstehst.“

Warren Buffett

Die UnitedHealth Group ist der größte Krankenversicherer der Welt. Das Unternehmen aus Minnetonka (Minnesota) beschäftigt über 350.000 Mitarbeiter.

Der US-Krankenversicherungsmarkt ist riesig und teuerste der Welt. Nicht jeder US-Amerikaner hat eine Krankenversicherung. Dennoch wächst der Markt aufgrund steigender Versicherungsprämien infolge hoher Preise für Behandlungen und Medikamente. UnitedHealth ist in den folgenden Segmenten tätig:

• UnitedHealthcare: Das ist das Kerngeschäft – die Krankenversicherung. Die Kunden zahlen Versicherungsprämien und UnitedHealth übernimmt im Bedarfsfall Behandlungs- und Medikamentkosten.
• Optum Rx: Hier geht es um die Verhandlung von Medikamentenpreisen sowie den Betrieb von Spezialapotheken für verschreibungspflichtige Medikamente.
• Optum Health: UnitedHealth erbringt auch Beratungsdienstleistungen für andere Krankenversicherungen und Arbeitgeber.
• Optum Insight: Wie alle Versicherungen sitzt auch UnitedHealth auf sehr vielen Daten. Diese werden ausgewertet und anderen Krankenversicherungen, staatliche Einrichtungen oder Unternehmen aus der Gesundheitsbranche zur Verfügung gestellt.

Krankenversicherungen bieten für die Kunden einen großen Mehrwert. Wer es sich leisten kann, wird mit Sicherheit eine Krankenversicherung abschließen, um sich gegen die hohen Gesundheitskosten in den USA abzusichern. Denn Operationen sind gerade in den USA sehr teuer. Und an der Gesundheit wird bekanntlich zuletzt gespart.

Management und Aktionärsstruktur

„Man sollte nur in Firmen investieren, die auch ein absoluter Vollidiot leiten kann, denn eines Tages wird genau das passieren!“

Warren Buffett

Andrew Witty wurde im Februar 2021 zum CEO der UnitedHealth Group ernannt. Zuvor war er Executive Vice President und CEO von Optum innerhalb der UnitedHealth Group. Vor seiner Zeit bei UnitedHealth war er von 2008 bis 2017 CEO von GlaxoSmithKline .

Mit fast 97.000 Aktien ist in nennenswerter Höhe bei UnitedHealth selbst investiert, der Gegenwert liegt bei rund 48 Mio. USD.

Bei der Aktionärsstruktur gibt es keine Besonderheiten. Die Vermögensverwalter Vanguard, BlackRock und State Street sowie andere Branchengrößen sind die größten Anteilseigner.

Branche und Markt

„Die Branchenanalyse ist genauso wichtig wie die Analyse einzelner Unternehmen, denn selbst das beste Unternehmen kann in einer schlechten Branche scheitern.“

Peter Lynch

Obwohl 8 % der US-Bevölkerung nicht krankenversichert sind, liegen die USA an der Spitze des Wachstums der Prämien für Krankenversicherungen. Nach Schätzungen wird der Markt für Krankenversicherungen in den USA um jährlich 8% wachsen. UnitedHealth ist der größte Anbieter im Markt und sollte daher allein schon aufgrund des allgemeinen Marktwachstums auch in den kommenden Jahren zulegen können.

Das Wachstum des Marktes für Gesundheitsleistungen in den USA wird durch eine Reihe von Faktoren vorangetrieben, darunter:

• In zunehmendem Maße alternde Bevölkerung: Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten wird in den nächsten Jahren weiter altern. Dies wird zu einem Anstieg der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen führen, insbesondere für chronische Krankheiten.
• Ausweitung der Krankenversicherung: Durch die Ausweitung der Krankenversicherung durch die Affordable Care Act (ACA) haben mehr Menschen Zugang zu Gesundheitsleistungen. Dies wird ebenfalls zu einem Anstieg der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen führen.
• Steigender Bedarf an innovativen Gesundheitstechnologien: Neue Technologien, wie Big Data, künstliche Intelligenz und Robotik, haben das Potenzial, die Effizienz und Effektivität des Gesundheitswesens zu verbessern.

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Wettbewerbsvorteile (Burggraben)

„Investiere in Unternehmen mit einem tiefen Burggraben, denn das sind diejenigen, die langfristig ihre Konkurrenten überdauern werden.“

Warren Buffett

Unternehmen mit tiefem Burggraben unterscheiden sich von ihrer Konkurrenz durch einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil, der es den Unternehmen ermöglicht, mittel- bis langfristig eine über dem Durchschnitt liegende Rendite zu generieren.

Bekannte Marke und Marktstellung: UnitedHealth ist der größte US-Krankenversicherer mit den meisten Kunden. Die Marke ist sehr bekannt und mit Qualität verbunden. Aufgrund der erreichten Größe kann UnitedHealth besser mit Gesundheitsdienstleistern wie Pharmaunternehmen, Ärzten oder Krankenhäusern über Preise verhandeln. Damit kann UnitedHealth bessere Konditionen anbieten, was wiederum mehr Kunden anzieht.

UnitedHealth profitiert von Lock-In-Effekten und wiederkehrenden Umsätzen: Hat man erst einmal einen Kunden gewonnen, so bleibt dieser in der Regel über Jahre hinweg dem Unternehmen treu und zahlt zuverlässig seinen monatlichen Krankenversicherungsbeitrag.

Während die Konkurrenzen sich mit sinkenden Gewinnmargen auseinandersetzen muss, ist es UnitedHealth sogar gelungen, die operative Gewinnmarge auf 8,5% auszubauen. Das zeugt von einer starken Marktstellung und Preissetzungsmacht.

Risiken

„Das größte Risiko unserer Zeit liegt in der Angst vor dem Risiko.“

Helmut Schoek

Für langfristige Investments sollte man nach Aktien mit einem moderaten Risikoprofil Ausschau halten.

Regulierung des Gesundheitswesens: Die Regierung der Vereinigten Staaten reguliert das Gesundheitswesen zunehmend, was sich negativ auf die Gewinne von UnitedHealth auswirken könnte. Vielen Politikern ist das teure System ein Dorn im Auge. Beispielsweise könnte die Regierung neue Gesetze erlassen, die die Preise für Medikamente oder die Kosten für medizinische Leistungen senken. Das ist sicherlich ein Risiko, gleichzeitig wird dies aber bereits seit vielen Jahren von verschiedenen Seiten diskutiert. Eine große Reform ist bislang ausgeblieben und UnitedHealth konnte sich in der Vergangenheit zudem immer gut anpassen.

Intensiver Wettbewerb: Der Wettbewerb im Gesundheitswesen ist intensiv, was zu sinkenden Preisen und Margen führen könnte. UnitedHealth muss sich ständig neuen Wettbewerbern stellen, darunter Start-ups, die innovative Gesundheitsdienstleistungen anbieten. Gleichzeitig ist UnitedHealth aber gut aufgestellt und Kunden wechseln nicht so schnell, wenn sie sich einmal für einen Anbieter entschieden haben.

Steigende Kosten im Gesundheitswesen: Die Kosten für Gesundheitsleistungen steigen stetig an, was sich negativ auf die Gewinne von UnitedHealth auswirken könnte. UnitedHealth ist es gleichwohl in der Vergangenheit gelungen, gestiegene Kosten in Form von höheren Versicherungsbeiträgen an die Kunden weiterzugeben.

Cyber-Kriminalität: Vor kurzem meldete UnitedHealth einen Hackerangriff. Aufgrund der möglichen Auswirkungen wurden zusätzliche Schadenrückstellungen in Höhe von 800 Millionen USD gebildet. Dieser Fall zeigt, dass UnitedHealth als größter Krankenversicherer ein attraktives Ziel für Cyber-Kriminalität darstellt.

Rendite/Beta Profil: Risiko kann man auch mit dem Beta messen. Das Beta ist eine Kennzahl, die das Risiko einer Aktie im Vergleich zum Gesamtmarkt (z. B. einem Index wie dem DAX) misst. Sie drückt aus, wie stark der Kurs einer Aktie auf Schwankungen des Marktes reagiert. Ein Beta von < 1 gibt dabei an, dass die Aktie weniger volatil als der Gesamtmarkt ist. UnitedHealth hat ein Beta von 0,56 (5-Jahressicht). Mit der Aktie konnten Anleger in den letzten 10 Jahren durchschnittlich 20,6% Rendite erzielen, pro Jahr. Übersetzt: Man bekam in der Vergangenheit eine starke Überrendite und das bei vergleichsweise geringen Schwankungen.

Wachstum

Ich finde es beeindruckend, wie es UnitedHealth seit vielen Jahren gelingt, mit hohen Raten zu wachsen. Das durchschnittliche Umsatzwachstum lag in den letzten 6 Jahren bei 10,5%. Beim operativen Gewinn (EBIT) konnte man sogar um 14% p.a. zulegen. Zuletzt ist das Gewinnwachstum infolge höherer Kosten für nachgeholte Operationen, die aufgrund der Corona-Pandemie verschoben wurden, leicht zurückgegangen. Hinzukommen Rückstellungen. Denn im Februar hatte UnitedHealth einen massiven Hackerangriff gemeldet. Dabei wurden wichtige Zahlungs- und Datensysteme lahmgelegt. Allein wegen des Hackerangriffs schätzt UnitedHealth einen Gewinnrückgang von bis 0,40 USD pro Aktie. 

Für die kommenden Jahre sind die Analysten zuversichtlich, dass es mit dem Wachstum weitergeht:

Der erwartete Rückgang beim Gewinn pro Aktie im Jahr 2024 soll bereits 2025 wieder vollständig aufgeholt werden. Gute Aussichten, zumindest wenn man den Analysten glaubt.

Kapitalintensität

Das Geschäft von UnitedHealth bedarf keiner großen Investitionen. So verbleibt mehr Geld im Unternehmen, das anderweitig genutzt werden kann. Das Verhältnis aus CAPEX zu Umsatz beträgt nur 1%.

Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC) liegt auf 12-Monatsbasis bei 17,4% und damit über damit über dem Schnitt der letzten 5 Jahre. Ich liebe Unternehmen, die einen ROIC von mindestens 15% haben.

Profitabilität

Entscheidend ist am Ende des Tages, dass ein Unternehmen Cash erwirtschaftet. Und genau das schaue ich mir jetzt an. Vor allem die beiden Kennzahlen Free Cashflow Marge und Free Cashflow Conversion Rate finde ich wichtig.

UnitedHealth hat eine Free Cashflow Marge von rund 7% Ist das viel? Im Vergleich zu anderen Unternehmen wie L’Oréal oder Visa sicherlich nicht. Bedenkt man aber, dass die Nettomarge nur bei rund 6% liegt, so gelingt es UnitedHealth, mehr Cash als Gewinn zu generieren.

UnitedHealth nutzt das Cash, um kontinuierlich die Zahl der ausstehenden Aktien durch Aktienrückkäufe zu reduzieren. Durchschnittlich wurden rund 1,9% pro Jahre eigene Aktien zurückgekauft. So verteilt sich der Gewinn auf immer weniger Aktionäre.

Zum anderen wird eine schöne Dividende gezahlt, die Jahr für Jahr erhöht wird. Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei rund 1,5%, das Dividendenwachstum bei 16%. Die Ausschüttungsquote ist mit 30% noch sehr gering und bietet Möglichkeiten für weitere Steigerungen.

Bilanz

Für das Jahr 2023 ergab sich ein Net Debt / EBITDA Verhältnis von 0,91. Das ist ein sehr solider Wert. UnitedHealth kann seine gesamten Nettoschulden mit weniger als einem operativen Jahresgewinn tilgen.

Der Goodwill liegt bei 103 Mrd. USD. Das entspricht rund 23% der Marktkapitalisierung, was sehr hoch ist. UnitedHealth hat in den letzten Jahren mehrere große Akquisitionen getätigt, was zu einem Anstieg des Goodwills geführt hat. Gleichzeitig prüft UnitedHealth regelmäßig notwendige Anpassungen und in den letzten Jahren wurden keine Wertminderungen festgestellt. Dennoch sollte man sich dieses Risikos bewusst sein. Sollte der Goodwill irgendwann einmal als nicht so werthaltig einstuft werden müssen, droht hier ein Abwärtspotential von bis zu 23%.

Bewertung

„Es ist viel besser, ein wunderbares Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen, als ein faires Unternehmen zu einem wunderbaren Preis.“

Warren Buffett

Historischer Vergleich

Schaut man auf die Multiples, so könnte der Eindruck entstehen, dass UnitedHealth gerade sehr teuer ist. Sowohl das aktuelle KGV als auch der EV/FCF liegen derzeit deutlich oberhalb der 6-Jahreswerte. Die Werte sind derzeit aber aufgrund des kurzfristigen Gewinnrückgangs aufgrund des Hackerangriffs sowie temporär hoher Behandlungskosten leicht verzerrt.

Fair Value

Den fairen Wert ermittle ich anhand des zukünftigen Gewinn- und Dividendenpotenzials. Dabei wird der voraussichtliche Gewinn pro Aktie (EPS) mit dem fairen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) multipliziert. Zusätzlich fließen die in dieser Zeit erhaltenen Dividenden ein (DPS – Dividend per Share). Beides wird mit den durchschnittlichen Kapitalkosten als Diskontierungsfaktor auf den heutigen Tag abgezinst. So erhalten wir den geschätzten fairen Wert pro Aktie.

Bei diesen Annahmen ergibt sich ein fairer Wert von 565 USD. Die Aktie wäre demnach aktuell unterbewertet. Berücksichtigt man noch eine Sicherheitsmarge von 5%, so läge der faire Wert bei 537 USD – immer noch oberhalb des aktuellen Kurses.

Im Folgenden eine kurze Übersicht zur Renditeerwartung in Abhängigkeit vom Kursniveau:

Fazit

„Eine Aktie, die man nicht 10 Jahre zu halten bereit ist, darf man auch nicht 10 Minuten besitzen.“

Warren Buffett

UnitedHealth ist das größte Krankenversicherungsunternehmen der Welt und profitiert vom teuren US-Krankenversicherungssystem. Das Geschäftsmodell ist krisenfest und generiert hohe Cashflows. Die Risiken sind überschaubar und der Burggraben tief.

Die Bewertung erscheint trotz der hohen Qualität günstig zu sein. In jedem Fall bekommt man eine gute Aktie zu einem fairen Preis.

Disclaimer

Ich habe die UnitedHealth Aktienanalyse nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, kann aber die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten nicht garantieren. Bei der UnitedHealth Aktienanalyse handelt es sich um einen journalistischen Beitrag, der ausschließlich Informationszwecken dient. Es findet keinerlei Anlageberatung von Aktienliebe statt. Ferner ist dieser Beitrag keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder eine sonstige Beratung. Es handelt sich nicht um Steuerberatung. Es handelt sich lediglich um meine persönliche Meinung. Bitte beachte, dass der Kauf von Aktien immer mit hohen Risiken verbunden ist, der im schlimmsten Fall sogar zum Totalverlust des investierten Kapitals führen kann. Ich kann daher keinerlei Haftung für die von dir getroffenen Investitionsentscheidungen übernehmen.

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