Aktuell fallen die Aktienkurse weltweit. Wir befinden uns in einem echten Bärenmarkt. Die Marktstimmung ist mehr als nur eingetrübt. Die explodierende Inflation, steigende Zinsen, ein Angriffskrieg mitten in Europa und eine schwächelnde chinesische Wirtschaft sind kein gutes Umfeld für positive Kursentwicklungen. Es ist nur folgerichtig, dass die Indizes deutlich nachgegeben haben und viele Qualitätsunternehmen nun günstiger geworden sind als noch vor einem Jahr. Es juckt vielen Anlegern nun in den Fingern, etablierte Aktien günstig einzusammeln. Ist nun wieder die Zeit für “buy the dip” gekommen?
Ist die Bewertung tatsächlich so günstig?
Viele Aktien notieren deutlich unter ihrem Hoch. Doch ist die Bewertung nun wirklich günstig? Schauen wir uns dazu die Entwicklung des durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) des S&P 500 Index an. Als Faustregel gilt: Je höher das KGV ist, desto teurer ist der allgemeine Aktienmarkt.
Der S&P 500 wird heute ungefähr mit dem 20-fachen Gewinn gehandelt. Klingt ehrlichgesagt nicht nach einem Schnäppchen. Schaut man sich die Entwicklung des KGVs im Zeitablauf an, gab es auch viele Jahre, wo der S&P 500 mit einem KGV von deutlich unter 20 bewertet wurde.
Der Chart zeigt auch deutlich, wie heiß die Bewertung im Jahr 2021 gelaufen war. Aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer…
Ebenfalls kann man erkennen, dass wir uns aktuell noch oberhalb des langjährigen Durchschnitts bewegen. Angesichts der aktuellen Risiken könnte ich mir daher auch vorstellen, dass der Aktienmarkt um weitere 25% – 50% fällt. Buy the dip sieht anders aus!
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Fear and Greed-Index
Ein weiteres Mittel, um die aktuelle Marktlage zu messen, ist der sog. Fear and Greed Index von CNN. Er wurde im Jahr 2012 von CNNMoney entwickelt und soll die zwei wichtigsten Emotionen für die Börse messen (Fear = Angst & Greed = Gier).
Der Fear and Greed-Index ist eine Zusammenstellung aus sieben verschiedenen Indikatoren. So fließen die Marktdynamik, Aktienkursstärke, Handelsvolumina, Put- und Call-Optionen, Junk-Bond-Nachfrage, Marktvolatilität und Nachfrage nach US-Staatsanleihen in den Index ein. Gemessen wird vor allem die Abweichung der einzelnen Indikatoren zu ihren Durchschnittswerten.
Ein hoher Wert deutet darauf hin, dass die Anleger aktuell gierig sind. Ein geringer Wert zeigt, wieviel Angst im Markt steckt. Übermäßige Angst wird hierbei als Kaufsignal gewertet, da Aktien aufgrund der schlechten Börsenstimmung deutlich unter ihrem fairen Wert gehandelt werden. Im Gegenzug notierten Aktien in Zeiten, wo Anleger gierig sind und verstärkt zugreifen, oftmals weit über dem eigentlich fairen Wert. Ein hoher Wert (“extreme greed”) wäre dann als Verkaufssignal zu werten.

Aktuell befindet sich der Fear and Greed-Index bei 25. Dieser geringe Wert fällt in die Kategorie „extreme Angst“. Danach könnte also nun genau der richtige Zeitpunkt für Nachkäufe im größeren Umfang gekommen sein.
Denn in Zeiten, in denen andere ängstlich sind, liegen die Kurse am Boden und man sollte nun gierig sein. Inflation, Zinserhöhungen, Krieg und Lockdowns in China sind bereits in den Kursen eingepreist. Wenn sich die Ereignisse nun doch nicht ganz so schlecht entwickeln, wie viele denken, dann könnten die Aktienkurse schnell steigen. Wer mustig ist, könnte nun also den Dip kaufen!
VIX-Index
Ein anderer Indikator ist der VIX-Index. Dieser wurde von der Chicago Board Options Exchange (CBOE) geschaffen und soll die Volatilität der Märkte messen. Anders als die Betrachtung des historischen KGVs ist der Index zukunftsorientiert und wird anhand der Kurse von Optionen auf den S&P500 berechnet. Steigt der VIX-Wert, kann mit einer hohen Schwankungsbreite im S&P 500 in den kommenden Wochen gerechnet werden. Sinkt hingegen der VIX-Wert, so könnten die Kurse weniger stark schwanken. Ob die Kurse steigen oder fallen werden, kann daraus nicht abgeleitet werden.
Optionen sind eine gute Möglichkeit um die Volatilität der Märkte zu messen. In turbulenten Börsenzeiten kaufen Anleger vermehrt Optionen, um sich gegen steigende Risiken abzusichern. Gemessen wird also die Volatilität des S&P 500. Da der S&P 500 marktbreit ausgerichtet ist, dient der VIX-Wert damit auch als Maßstab für den gesamten US-Aktienmarkt.
Trotz aller Sorgen am Aktienmarkt ist der VIX derzeit deutlich geringer als nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Zudem ist er in den letzten Wochen von seinen jüngsten Höchstständen zurückgekommen. Dies könnte als weiteres positives Zeichen gewertet werden.

Sollte man nun den Dip kaufen?
Eines ist klar: Aktien der meisten Unternehmen sind nun günstiger zu haben als noch vor sechs Monaten. Kurzfristig kann es aber durchaus noch weiter abwärts gehen.
Market Timing funktioniert nicht, jedenfalls nicht bei mir und den Leuten, die ich kenne. Vermögende Privatanleger sind nicht dadurch vermögend geworden, dass sie Aktien an ihren Tiefs gekauft haben. Vielmehr gelingt der langfristige Vermögensaufbau durch stetiges und diszipliniertes Investieren in qualitativ hochwertige Unternehmen.
Aus diesem Grund bleibe ich meiner Strategie treu und kaufe monatlich nach. Hierfür eigenen sich besonders Sparpläne. Diese laufen auf Autopilot und man muss nicht jeden Monat neu überlegen, ob eine Aktie aktuell kaufenswert ist oder nicht.
Wer einen langfristigen Anlagehorizont von 5 – 10 Jahren einnimmt und gerne Einmalkäufe tätigen möchte, kann dies sicherlich jetzt tun. Ich persönlich gehe stark davon aus, dass man rückblickend betrachtet aktuell einen guten Preis für viele Aktien bezahlt.
Bei Einmalkäuften würde ich aber darauf achten, dass die Unternehmen profitabel sind, einen ordentlichen Cashflow produzieren und lediglich eine geringe Verschuldung aufweisen. Beispielhaft seien hier Alphabet, Amazon und LVMH angeführt.
Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg beim Investieren. Bleib gesund und viele Grüße
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