Im Mai hatte ich mir die Aktie des Autovermieters Sixt genauer anschaut. Mit einem Score von 38% kam ich damals zu dem Schluss, dass die Aktie für mich aufgrund der schwierigen Corona Situation keinen Kauf darstellt. Nun wagt das in Pullach ansässige Unternehmen eine neue Prognose. Grund genug sich die Aktie nochmals genauer anzuschauen.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Aktie im Überblick
Überblick
Name | Sixt SE |
Hauptsitz | Deutschland |
WKN | 723133 (Vz) |
Sektor | Zyklischer Konsum |
Aktueller Kurs | 57,5 EUR |
Marktkapitalisierung | 3,85 Mrd. EUR |
KGV 2020 | -71,88 |
Qualitätsscore | 48,16% |
Bewertungsscore | 42,90% |
Gesamtscore | 45,53% |
Datum | 24.11.2020 |
Aktienkurs
2. Aktuelle Entwicklungen
Das Geschäftsmodell von Sixt hatte ich mir bereits im Mai genauer angeschaut. Ich gehe daher nicht nochmals auf das Geschäftsmodell im Detail ein. Die Analyse zu Sixt findest du hier.
Am 23.11. hat Sixt endlich wieder eine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 bekanntgegeben. Konnte man im Jahr 2019 noch einen Vorsteuergewinn von 308 Millionen Euro erwirtschaften, geht man für das laufende Jahr nunmehr von einem Verlust vor Steuern von 70 bis 95 Millionen Euro aus. Der Umsatz soll 2020 bei knapp 1,5 Milliarden Euro liegen und würde sich demnach mehr als halbieren. Die Prognose gelte allerdings nur unter der Annahme, dass es nicht zu weiteren, schärferen Kontakt- und Reisebeschränkungen komme. Die Corona-Krise hat das Geschäft von Sixt wie erwartet sehr hart getroffen.
An der Börse wurden die Neuigkeiten positiv aufgenommen, offenbar hatten die Marktteilnehmer Schlimmeres befürchtet. Heute notiert die Vorzugsaktie bei 57,50 Euro. Sie hat damit einen Großteil der Verluste, die seit Ausbruch der Corona Pandemie erzielt wurden, wieder aufgeholt. Auf Jahressicht liegt die Aktie nur bei -3,9%! Daran erkennt man deutlich, dass die Börse eine Normalisierung des Lebens durch die Corona-Impfstoffe offenbar bereits vorweggenommen hat.
3. Aktienliebe Score
Sixt erzielt bei Anwendung der Aktienliebe Scorecard einen Score von 46%. Dieser errechnet sich als Mittelwert aus dem Score für Qualität und dem für die Renditeerwartung. 46% ist weiterhin kein guter Wert. Schauen wir uns Qualitätsparameter und die Renditeerwartung einmal genauer an:
Qualität – 48%
Kennzahl | Wert | Score |
Umsatzwachstum 10J | 7,52% | 7,52% |
Umsatzwachstum 3Je | -6,67% | -6,67% |
EBITwachstum 10J | 18,92% | 10,00% |
EBITwachstum 3Je | -2,68% | -2,68% |
Nettoschulden/EBIT<4 | 7,07 | 0,00% |
Gewinnkontinutät 10J | ja | 10,00% |
EBIT Drawdown 10J | ja | 10,00% |
EK Rendite > 15% (3J) | 23,93% | 10,00% |
EBIT Marge >10% | ja | 10,00% |
Score Qualität | 48,16% |
Umsatz- und Gewinnwachstum
Bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung sieht man deutlich den Corona-Einbruch. Der Umsatz hat sich mehr als halbiert, zudem wird 2020 wohl ein Verlust beim operativen Ergebnis stehen.

Gewinnkontinuität und Drawdown
Meine Scorecard beurteilt die Gewinnkontinuität und Stabilität der letzten 10 Jahre. Da Sixt in dieser Zeit jedes Jahr mehr Gewinn erwirtschaften konnte, erhält das Unternehmen die volle Punktzahl bei diesen Kennzahlen. Allerdings wird Sixt im kommenden Jahr 20 Prozentpunkte weniger erzielen, da im Jahr 2020 ein Verlust verbucht werden wird und damit sowohl die Gewinnkontinuität als auf der Drawdown nicht mehr erreicht werden können. Der Score ist damit eigentlich zu hoch…
Profitabilität
Die Eigenkapitalrendite – also die Verzinsung auf das Kapital der Aktionäre – beträgt 24% im Durchschnitt der letzten drei Jahre – das ist ein Spitzenwert und zeigt, wie profitabel Sixt in normalen Zeiten wirtschaften kann. Gleiches gilt für die operative Gewinnmarge von knapp 11,5%.
Bilanz
Die Nettoschulden betragen das 7-fache des operativen Jahresgewinns, der voraussichtlich im Jahr 2021 erwirtschaftet wird. Dies ist enorm. Selbst dann, wenn man den Vorkrisengewinn von 379 Mio. Euro heranzieht, liegt die Nettoverschuldung immer noch beim 4,13-fachen. Ab dem 4-fachen Betrag sehe ich erhöhte Risiken. Demnach gibt es hier keine Punkte in der Scorecard.
Renditeerwartung – 43%
Historische Dividendenrendite | 3,72% |
Langfristiges Gewinnwachstum | 2,00% |
Rendite p.a. | 5,72% |
Score Bewertung | 42,90% |
An dieser Stelle nutze ich regelmäßig das IRR Modell, da ich langfristig investiere und Market Timing lieber anderen überlasse. Unterstellt man einen langfristigen Buy-and-Hold Ansatz errechnet sich die Rendite aus zwei Faktoren:
- langfristiges Gewinnwachstum
- Dividendenrendite
Die durchschnittliche Dividendenrendite der letzten 10 Jahre betrug 3,7%. Eine langfristige Gewinnschätzung ist aufgrund der aktuell unsicheren Lage äußerst schwierig. Derzeit rechnen die Analysten damit, dass der Gewinn erst im Jahr 2023 wieder auf das Niveau des Jahres 2019 steigen wird.
Für die Scorecard rechne ich daher konservativ mir einem langfristigen Gewinnwachstum von 2%. Somit ergibt sich eine jährliche Renditeerwartung von 5,7%, was in der Scorecard einen Wert von 43% bedeutet.
Werfen wir auch nochmals einen Blick auf die Bewertung im historischen Vergleich anhand verschiedener Kennzahlen. Alle Zahlen zeigen, dass die Aktie – historisch gesehen – derzeit sehr hoch bewertet ist. Zugegeben, Sixt ist ein Zykliker. Zyklische Aktien weisen in Krisenzeiten oftmals optisch eine hohe Bewertung auf. Dies liegt daran, dass Umsätze und Gewinne in Krisen gering sind. Allerdings gilt gleiches idR. auch für den Aktienkurs. Bei Sixt hingegen befindet sich dieser schon fast wieder auf Vorkrisenniveau. Und das ist für meinen Geschmack aufgrund der weiterhin bestehenden Risiken zu hoch.

4. Fazit
Die Lage für Sixt bleibt schwierig. Die Aktie hat seit seinem Corona-Tief fast alle Verluste wieder aufgeholt. Beim Gewinn und Umsatz muss Sixt aber erst noch zeigen, dass dieser Vertrauensvorschuss gerechtfertigt ist. Hier sehe ich eher ein hohes Enttäuschungspotential, sollte Sixt die Markterwartungen nicht erreichen können. Die Kursentwicklung unterstellt bereits ein sehr günstiges Szenario für den Autovermieter.
Als Privatanleger hat man immer die Wahl, in welches Unternehmen man investieren möchte. Auch wenn ich persönlich der Meinung bin, dass Sixt ein großartiges Unternehmen ist, finde ich die Aktie derzeit viel zu hoch bewertet. Für mich ist die Aktie daher weiterhin kein Kauf. Ich werde erst einmal abwarten, wir sich Umsätze und Gewinne in den kommenden Monaten entwickeln und behalte die Aktie daher auf der Watchlist.
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Danke fur die Analyse. Ich habe mir im April Sixt Aktien ins Depot gelegt um für meinen Umzug den Shareholder Tarif zu ergattern. Lief seitdem mit +50% ganz gut 🙂
Ich finde das Geschäftsmodell jetzt nicht allzu spannend denke aber, dass Sixt gerade in Deutschland einen großen Vorsprung zur Konkurrenz hat und somit noch ganz gut Geld verdienen können. Innovations- und Digitalisierungswillen kann ich bei Sixt auch gut erkennen.
Gruß Rasp
Ich finde hin und wieder ein paar kritische Gedanken zu einem Unternehmen wirklich angebracht. Ich habe damals im April/Mai selbst eine Analyse veröffentlicht. Dabei bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das Unternehmen kurz und mittelfristig viel zu bieten hat. Inzwischen halte ich meine Position mit knapp +90% und fange an Gewinne mitzunehmen. Manchmal muss man einfach Mut haben 🙂
Danke auch von mir – habe selbst seit längerem die Vorzugsaktie und bin auch im Plus. Positiv war natürlich auch die Sonderdividende durch den Verkauf der DriveNow Beteiligung (danke BMW) in dem Zusammenhang. Was denkst Du über die Berichte/Gerüchte zu einer Beteiligung von Volkswagen an Sixt?