Eine Dividendenrendite von 6,5%, ein Kurs Gewinn Verhältnis von unter 10 – die Aktie des deutschen Versicherungsriesen Allianz scheint derzeit besonders günstig bewertet zu sein. Oftmals sollten Anleger bei solch lukrativ erscheinenden Kennzahlen vorsichtig sein, hat die geringe Bewertung meistens einen Grund. Wie steht es derzeit um die Chancen und die Risiken einer Investition in die Allianz Aktie?

Die Aktie im Überblick
Überblick
Name | Allianz SE |
Hauptsitz | Deutschland |
WKN | 840400 |
Sektor | Finanzen |
Aktueller Kurs | 150,98 EUR |
Marktkapitalisierung | 62,3 Mrd. EUR |
Dividendenrendite 2020 | 6,39% |
Free Cashflow Rendite 2020 | 13,37% |
KGV 2020 / 2021 | 9,8 / 7,6 |
Qualitätsscore | 55,86% |
Bewertungsscore | 100,00% |
Gesamtscore | 77,93% |
Datum | 01.11.2020 |
Aktienkurs

Das Geschäftsmodell kurz und knapp
Die Allianz SE ist mit knapp 150.000 Mitarbeitern weltweit und einem Jahresumsatz von 142 Mrd. EUR einer der größten Versicherungskonzerne der Welt. Es ist ein echtes Traditionsunternehmen und wurde bereits im Jahr 1890 gegründet. Die Erstnotierung an der Berliner Börse erfolgte bereits 5 Jahr später am 12.12.1895. Die Allianz ist eines der Gründungsmitglieder des Deutschen Aktienindex (DAX) und damit seit dem Jahr 1988 fester Bestandteil des deutschen Leitindex.
Im Leben können viele schlimme Dinge passieren. Damit wir gegen alle Risiken bestmöglich abgesichert sind, bietet die Allianz über 100 Millionen Kunden in mehr als 70 Ländern ein breites Spektrum an Versicherungs- und Fondsprodukten an.
Versicherungsgeschäft
Die Allianz ist weltweit einer der führenden Versicherer, sowohl in der Schaden- und Unfallversicherung als auch bei Lebens- und Krankenversicherungen. Die meisten Märkte werden über örtliche Allianz Gesellschaften bedient. Einige Geschäftsbereiche sind auch global ausgerichtet, z.B. die Versicherung international tätiger Konzerne, die Kreditversicherung, Assistance-Leistungen und Rückversicherung.
Mehr als 50% der Umsätze erwirtschaftet die Allianz mit Kranken- und Lebensversicherungen. Hierbei geht es um Versicherungen im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden der Kunden. So werden hier (internationale) Kranken-, Lebens- und Unfallversicherungen sowie eine ganze Palette an Gesundheits- und Sicherheitsleistungen für Privatpersonen, Familien, Organisationen und Partner angeboten.
42% der Umsätze kommen aus dem Geschäft mit Schaden- und Unfallversicherungen. So können Kunden beispielsweise ihr Eigenheim oder Auto versichern lassen. Aber auch persönliche Haftpflichtversicherungen zählen dazu.
Asset Management
Neben dem klassischen Versicherungsgeschäft ist die Allianz auch in der Vermögensverwaltung tätig. Zum 31. Dezember 2019 werden Vermögenswerte in Höhe von ca. 2.268 Milliarden Euro durch die Allianz verwaltet. Das Vermögensverwaltungsgeschäft ist auf zwei Anlageverwalter aufgeteilt: Allianz Global Investors (AllianzGI) und PIMCO.
Das Asset Management steuert lediglich 5% des Gesamtumsatzes bei. Erstaunlich ist jedoch, dass dieser Geschäftsbereich 22% zum operativen Ergebnis beisteuert.


Wie wird Geld verdient?
Bei den Versicherungen erwirtschaftet Allianz seinen Gewinn mit den Prämien bzw. Beiträgen, die die Kunden für die Versicherung zahlen. Da ein möglicher Schadensfall erst später oder ggf. gar nicht eintritt, werden die Prämien zudem in sichere Anleihen anlegt. Allianz kassiert zusätzlich also noch Zinsen.
Im Asset Management verdient Allianz Geld aus dem Verkauf und dem Management von Finanzprodukten. Hier investieren große institutionelle Investoren (z.B. Pensionsfonds).
Aktuelle Entwicklungen
Wie die meisten Unternehmen wurde auch die Allianz SE hart von der COVID-19-Pandemie getroffen:
Schadenmeldungen
Die Versicherungen müssen teilweise Schäden ausgleichen, die den Versicherungsnehmern aufgrund der Corona-Pandemie entstanden sind. Dies zeigt sich auch bei der sog. Schaden-Kosten-Quote. Diese Kennzahl gibt an, wie profitabel eine Versicherung arbeitet. Sie setzt die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Abschlusskosten ins Verhältnis zu den Prämieneinnahmen. Je geringer die Schaden-Kosten-Quote, desto profitabler ist die Versicherung. Corona bedingt stieg die Quote im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr von 93,7 auf 97,8 Prozent.
Sinkende Zinsen
Die Leitzinsen sind so gering wie noch nie. Versicherungen sind gesetzlich verpflichtet, das Geld in “sichere” Anlageformen anzulegen. Die Allianz kann daher nicht einfach Aktien kaufen, sondern ist gezwungen, in Staatsanleihen zu investieren. Diese bringen derzeit keine Renditen mehr ein – ein Problem für die Allianz, da derzeit nicht davon auszugehen ist, dass die Zinsen mittelfristig wieder steigen.
Zweitrundeneffekte der Rezession
Das Neugeschäft ist während der Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr weitgehend zum Erliegen gekommen. Nun haben wir einen erneuten Teil-Lockdown.
Was spricht dennoch für Allianz?
Marktführer
Wer in die Allianz investiert, investiert in den klaren Marktführer. Kunden vertrauen der Marke, die über 100 Jahre bewiesen hat, dass sie den Kunden in schlechten Zeiten mit ihrer Versicherung beisteht.
Strategie
Allianz verfolgt in Zukunft eine Digitalisierungsstrategie. Man hat erkannt, dass hierin eine große Chance liegt, Geschäftsprozesse zu vereinfachen und zu automatisieren und damit Kosten zu sparen. Zudem begegnet man damit der aufstrebenden FinInsure – Konkurrenz, jungen Startups, die mit innovativen Technologielösungen den Versicherungsmarkt revolutionieren wollen.
- Einfach: Man möchte die Anzahl und Komplexität der Produkte und Prozesse reduzieren. Hierfür hat man ein neues Geschäftsmodell, das Allianz Customer Model, entwickelt.
- Digital: Die Allianz kennt die Bedürfnisse ihrer Kunden, sitzt man aufgrund der über 100 jährigen Geschichte auf unzähligen Daten. Neue Arten der Datenanalyse sollen die Versicherungsprodukte verbessern und das Angebot an Dienstleistungen ausweiten. Zudem sollen Produktivitätssteigerungen mit Hilfe neuer Technologien erreicht werden.
- Skalierbar: Als diversifizierte Finanzgruppe, die in über 70 Ländern aktiv ist, möchte man Innovation lokal treiben und dann Ideen und Erfolgsmodelle auf andere Landesgesellschaften übertragen und so Skaleneffekte erzeugen.
- Global: Die Expansion in schnell wachsenden Regionen soll vorangetrieben werden, zum Beispiel in Asien.
Langfristiger Corona Gewinner?
Auch wenn Corona kurzfristig die Zahlen trübt, könnte die Allianz langfristig sogar davon profitieren. Aufgrund der Erfahrungen mit dem Lockdown könnten zukünftig mehr Gastwirte, Fitnessstudios, Hotels usw. zusätzliche Betriebsschließungsversicherungen o.ä. abschließen und sich damit gegen derartige Risiken versichern. Dies könnte ein neues lukratives Geschäftsfeld für die Allianz werden.
Attraktive Bewertung
Die Dividendenrendite ist historisch gesehen sehr hoch und liegt mit derzeit fast 6,5% deutlich über dem Schnitt der letzten Jahre von 4,75%. Auch das KGV ist mit 9,8 geringer als in den letzten Jahren.


Aktienliebe Score
Allianz erzielt bei Anwendung der Aktienliebe Scorecard einen Score von 78%. Dies ein guter Wert – gerade für eine Versicherungsgesellschaft. Schauen wir uns Qualitätsparameter und die Renditeerwartung einmal genauer an:

Qualität – 56%
Umsatz- und Gewinnwachstum
Allianz wächst stetig, aber langsam. Dies ist angesichts der Größe wenig überraschend. Aufgrund der aktuellen Prognosen und der Auswirkungen der Corona-Krise wird sich das erwartete Wachstum in den kommenden drei Jahren auf 2-3% abschwächen.

Gewinnkontinuität und Drawdown
Die Allianz ist ein Fels in der Brandung. In den letzten 10 Jahren hat Allianz jedes Jahr einen Gewinn erwirtschaftet und diesen konstant gesteigert. Zudem ist der Gewinn nie mehr als 50% eingebrochen. Dies ist ebenfalls nicht für 2020 zu erwarten.
Profitabilität
Die Eigenkapitalrendite – also die Verzinsung auf das Kapital der Aktionäre – beträgt nur 11% im Durchschnitt der letzten drei Jahre, daher gibt es hierfür keine Punkte in der Scorecard. Dies ist aber für Versicherungsgesellschaften nicht unüblich. Im Vergleich zu anderen Konkurrenten (s.u.) schneidet die Allianz hierbei sogar gut ab. Gleiches gilt für die operative Gewinnmarke von knapp 8%.
Bilanz
Die Nettoschulden betragen das 2,14-fache des operativen Jahresgewinns. Die Bilanz ist daher sehr solide. Von dieser Seite aus sollten keine Risiken drohen.
Renditeerwartung – 100%
An dieser Stelle nutzen wir regelmäßig das IRR Modell, da wir langfristig investieren und Market Timing lieber anderen überlassen. Unterstellt man einen langfristigen Buy-and-Hold Ansatz errechnet sich die Rendite aus zwei Faktoren:
- langfristiges Gewinnwachstum
- Free Cashflow Rendite
Die FCF Rendite beträgt derzeit 13,42%. Langfristig trauen wir Allianz ein Gewinnwachstum von 2% p.a. zu. Somit kommen wir auf eine erwartete Rendite von 15,42% p.a., was einem Score von 100% entspricht.
Werfen wir auch nochmals einen Blick auf die Bewertung im historischen Vergleich.

Im Vergleich der letzten drei Jahre erscheint Allianz derzeit besonders günstig zu sein.
Dividende
Aufgrund der hohen Dividende ist Allianz besonders für Dividendeninvestoren. Aufgrund des Kursrückganges beträgt die Dividendenrendite nun stolze 6,36%.

Fazit
Die Allianz steckt sicherlich gerade in einer Krise. Kurzfristig kann der Kurs sicherlich nochmals weiter nach unten gehen, wenn weitere Zahlungen für Betriebsschließungen fällig werden sollten. Anleger sollten u.E. aber Ruhe bewahren und die Aktie als Langfristanlage betrachten. Allianz ist ein wahrer Fels in der Brandung, nicht nur für die Kunden, sondern auch für das Depot. Ein raketenartiges Wachstum darf man zwar nicht erwarten, allerdings ist die Aktie aufgrund der kurzfristigen Corona Auswirkungen derzeit historisch günstig bewertet. Aus unserer Sicht ist die Allianz Aktie daher kaufenswert.
Disclaimer
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Bitte beachte, dass der Kauf von Aktien immer mit hohen Risiken verbunden ist, der im schlimmsten Fall sogar zum Totalverlust des investierten Kapitals führen kann. Ich kann daher keinerlei Haftung für die von dir getroffenen Investitionsentscheidungen übernehmen.