Nach der jüngsten Kursrallye – Was ich nun mit meinen Tesla Aktien mache

Tesla ist und bleibt ein Phänomen und eine der Aktien des Jahres! Wer darauf gewettet hat, dass sich der Aktienkurs wieder gen Süden bewegt, wartet weiterhin vergeblich. Ganz im Gegenteil: Die Aktie steigt und steigt …

Allein in diesem Jahr sind die Aktien um unglaubliche 250% gestiegen, in den letzten zwölf Monaten sogar um fast 500 %. Tesla kommt damit mittlerweile auf einen Börsenwert von 225 Mrd. Euro (Stand: 09.08.2020) und ist damit der wertvollste Autobauer der Welt.

Privatanleger, die Tesla schon etwas länger im Depot haben, sitzen jetzt auf satten Gewinnen und stellen sich nun die Frage, ob man die Aktie weiterhin halten oder vielleicht doch erstmal die Buchgewinne mitnehmen sollte. Ganz frei nach dem Motto: Von Gewinnmitnahmen ist noch niemand arm geworden.

Schauen wir uns im Folgenden einmal an, was für und was gegen einen Verkauf spricht…

Es gibt wohl kaum ein anderes Unternehmen, dass bei Anlegern so heiß und kontrovers diskutiert wird wie Tesla. Hier scheiden sich wahrlich die Geister. Die einen lieben das Unternehmen und schwören auf die Aktie. Die anderen können mit diesem Wert so überhaupt nichts anfangen und halten den Hype für maßlos überzogen. Ich möchte daher gleich vorneweg betonen, dass es sich bei diesem Artikel nur um meine persönliche Einschätzung als Privatanleger handelt. Ich bin selbst in Tesla investiert und analysiere daher für mich die Frage, ob ich meine Aktien weiter halten oder Gewinn mitnehmen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Die Aktie im Überblick

NameTesla
HauptsitzUSA
WKNA1CX3T
SektorZyklischer Konsum
Aktueller Kurs1.452,71 USD
Marktkapitalisierung270 Mrd. USD
Dividendenrendite0,00%
Free Cashflow Rendite0,33%
KGV 2020 / 2021 / 2022286 / 119 / 71
Datum09.08.2020
Quelle: ariva.de

Darum sollte man die Tesla Aktie halten

Quelle: Tesla 2019 Impact Report

1. Tesla kommt überraschend gut durch die Krise

Tesla hat im zweiten Quartal weltweit 90.650 Fahrzeuge ausgeliefert. Das zeigt, dass man trotz Pandemie den eingeschlagenen Wachstumskurs fortsetzen kann.

Dies liegt u.a. auch daran, dass man in Shanghai eine neue Fabrik gebaut hat. Der chinesische Markt gilt nicht nur für die deutsche Automobilindustrie als Wachstumsmotor. Durch die neue Fabrik kann Tesla viel schneller und vor allem günstiger für den chinesischen Markt produzieren. Die Modelle müssen nicht mit hohen Transportkosten verschifft werden und auch Handelszölle könnte man so umgehen. Hinzukommt, dass die Zahl der Corona Neuinfektionen in China – anders als in den USA – stark zurückgegangen ist.

2. Tesla wird profitabel

Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie hat Tesla erstmals seit der Gründung im Jahr 2003 über zwölf Monate hinweg schwarze Zahlen geschrieben. Dies ist besonders beeindruckend, da es aufgrund von Covid-19 auch bei Tesla zu Produktionsausfällen und Absatzeinbußen kam. Unterm Strich wurde für das abgelaufene Quartal ein Überschuss von 104 Millionen Dollar (90 Mio. Euro) erwirtschaftet. Im Vorjahr hatte es noch einen hohen Verlust gegeben.

Nun könnte Tesla zudem in den US-Leitindex S&P 500 aufgenommen werden. Eine wichtige Voraussetzung, um in den Kreis der größten börsennotierten US-Konzerne aufgenommen zu werden, sind vier Quartale mit schwarzen Zahlen in Serie.

Durch die neuen Werke in Shanghai und bald auch Brandenburg ist man zudem in der Lage, zukünftig nicht nur mehr Autos zu produzieren. Diese können dann auch kostengünstiger auf dem europäischen und asiatischen Markt ausgeliefert werden, da nun die teuren Überführungskosten aus den USA entfallen.

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3. Tesla hat eine richtig starke Marke und ein tolles Produkt

Kein anderes Unternehmen steht so für Elektroautos wie Tesla. Es ist ein Statussymbol geworden und viele sind begeistert vom Fahrerlebnis. Tesla ist Pionier und der Konkurrenz beim elektrischen Fahren um einige Jahre voraus.

Hinzukommt die technologische Ausrichtung von Tesla. Wer glaubt, dass Tesla nur Autos baut, greift zu kurz. Tesla ist wohl mindestens ebenso Technologiekonzern wie Autobauer. Genau das unterscheidet das US Unternehmen von VW, Daimler oder BMW.

Ein Blick in das Auto – Tesla ist mehr als nur ein Automobil, Quelle: Tesla, Inc. Q2 2020 Financial Results and Q&A Webcast

4. Das Jahrhundert-Talent: Elon Musk

Tesla-Chef Elon Musk ist aus unserer Sicht einmalig! Es ist sein Verdienst, dass Tesla heute der wertvollste Autobauer der Welt ist. Alles, was dieser Mann anfasst, wird zu Gold: Finanzdienstleistungen, Künstliche Intelligenz, Elektroautos – ja, sogar Raumfahrt!

Er ist kein gewöhnlicher Unternehmer, der auf Trends setzt. Vielmehr ist er ein Pionier mit klaren Visionen, die er gegen alle Widerstände vorantreibt. Solche Wunderkinder sind selten, dann aber umso erfolgreicher: Steve Jobs (Apple), Bill Gates (Microsoft), Jeff Bezos (Amazon), Larry Page (Google) und Mark Zuckerberg (Facebook). Sie alle haben mit ihren Ideen ein Vermögen erzielt und unsere Kultur verwandelt. Sie haben die Art und Weise verändert, wie wir leben und arbeiten. Und zu diesem Kreis gehört nach meiner Ansicht auch Elon Musk.

Darum sollte man die Tesla Aktie verkaufen

1. Die Aktie ist sehr hoch bewertet

Tesla kommt derzeit auf eine Börsenbewertung von 270 Mrd. USD und ist damit der wertvollste Automobilbauer der Welt.

Quelle: marketscreener.com, Stand; 09.08.2020

Das erstaunliche daran ist, dass Tesla im zweiten Quartal gerade mal 90.650 Autos ausgeliefert hat. Zum Vergleich: Im Juni verkaufte Toyota allein in Nordamerika mehr als 148.000 Fahrzeuge und im Juni insgesamt 347.500 Exemplare. Hinzu kommt die Tatsache, dass Toyota im Gegensatz zu Tesla deutlich mehr Geld verdient. Die Analysten gehen für das laufende Geschäftsjahr trotz Corona davon aus, dass Toyota einen Betriebsgewinn von 4,66 Milliarden USD erzielen wird. Tesla hat im ersten Quartal dieses Jahres lediglich 16 Mio. USD erwirtschaftet.

Das Kurs Gewinn Verhältnis beträgt derzeit 286. Das klingt hoch, ist aber bei einem stark wachsenden Unternehmen wie Tesla nicht aussagefähig. Schauen wir daher lieber, wo die Aktie in den kommenden 10 Jahren stehen könnte.

Die Analysten gehen derzeit davon aus, dass der Umsatz in den kommenden drei Jahren um durchschnittlich 30% steigen wird. Für 2020 wird mit einem Umsatz von knapp 30 Mrd. USD gerechnet. Unterstellt man, dass Tesla bis 2025 mit 30% und danach mit 25% p.a. im Umsatz wächst, so würde Tesla im Jahr 2030 einen Umsatz von 342 Mrd. USD erwirtschaften.

Derzeit liegt die Nettogewinnmarge bei unter 5%. Sie ist damit in etwa vergleichbar zur Marge, die andere Automobilbauer wie VW oder Daimler erzielen. Toyota liegt mit ca. 7% etwas darüber. Aufgrund von Kostensenkungspotentialen und dem stärkeren Fokus auf IT Ausstattungen trauen wir Tesla eine Steigerung der Nettogewinnmarge auf 10% zu. Tesla würde dann 34,2 Mrd. USD Gewinn im Jahr 2030 erzielen. Dies entspricht einem Gewinn pro Aktie von 185 USD.

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Der Aktienkurs im Jahr 2030 ergibt sich, indem wir den Gewinn pro Aktie mit dem fairen KGV multiplizieren. Welches KGV im Jahr 2030 als fair gelten wird? Wir denken, ein KGV von 25 könnte ein denkbares Szenario sein. Die folgende Tabelle zeigt die Renditeerwartungen in Abhängigkeit vom möglichen KGV.

KGV 2030Kurs 2030 in USDRendite p.a.
203.7009,80%
254.62512,28%
305.55014,34%
356.47516,12%
407.40017,68%
Aktienkurs im Jahr 2030 in Abhängigkeit vom KGV bei jährlicher Umsatzsteigerung von 30% bzw. 25% und einer Nettogewinnmarge von 10%

Natürlich kann auch alles anders kommen und Tesla gelingt es nicht, weiter so stark zu wachsen sowie die Nettogewinnmarge auf 10% zu steigern.

Schauen wir uns den erwarteten Aktienkurs für ein pessimistischeres Szenario an, bei dem Tesla nur die kommenden drei Jahre mit 30%, die nächsten drei Jahre mit 20% und danach „nur noch“ mit 15% wächst. Der Umsatz würde dann im Jahr 2030 bei 204 Mrd. USD liegen. Unterstellen wir ferner, dass Tesla lediglich eine Steigerung der Nettogewinnmarge auf 7% gelingt. Der Gewinn pro Aktie würde dann nur noch bei 77 USD liegen. Bei einem KGV von 25 wäre die Renditeerwartung bei unter 3% p.a., was deutlich unter der Erwartung des allgemeinen Aktienmarktes liegt.

KGV 2030Kurs 2030 in USDRendite p.a.
201.5400,59%
251.9252,85%
302.3104,75%
352.6956,37%
403.0807,80%
Aktienkurs im Jahr 2030 in Abhängigkeit vom KGV bei jährlicher Umsatzsteigerung von 30% (3 Jahre), 20% (3Jahre) und 15% (4 Jahre) und einer Nettogewinnmarge von 7%

Welche Annahmen aus deiner Sicht sinnvoll und realistisch sind, musst du selbst einschätzen. Die Beispiele zeigen aber deutlich, dass die Aktie derzeit sehr hoch bewertet ist. Dies gilt umso mehr, als dass es sich bei Tesla weiterhin um eine sehr spekulative Aktie handelt.

2. Selbst Elon Musk hält die Bewertung für zu hoch

Viele CEOs finden eher, dass die Aktien ihres Unternehmens unterbewertet sind. Bei Elon Musk ist dies nicht so. Ganz im Gegenteil: Bereits im Mai twitterte er, dass „der Kurs der Tesla-Aktie zu hoch ist“. Damals kosteten die Aktien ca. 700 USD. In den letzten Monaten hat sich der Preis noch einmal mehr als verdoppelt… 

Außerdem reagierte Musk Kurzem auf das neue Kursziel eines Analysten, der die Aktie von 939 USD auf 2.322 USD hochstufte mit einem weiteren Tweet, einem überraschten „Wow“.

3. Kurzfristig extremer Hype

Tesla hat zweifellos sehr gute Zukunftsaussichten und wird seinen Platz im Markt behalten. Von einem Bankrott kann man wohl wirklich nicht mehr ausgehen. Es wird aber dennoch noch sehr viele Jahre dauern, bis Tesla auch nur annähernd so viel Gewinn erzielt wie VW, Daimler oder BMW. Bleibt dieser zunächst aus oder zumindest hinter den Erwartungen zurück, könnte der Aktienkurs schnell wieder deutlich nachgeben.

Zudem benötigt Tesla weiterhin Kapital, um seine Produktionskapazitäten auszubauen. Da die Aktie derzeit ordentlich bewertet ist, könnte zusätzliches Geld über die Ausgabe neuer Aktien eingesammelt werden. Es droht dann eine Verwässerung der Anteile der Altaktionäre.

Hinzu kommt die Tatsache, dass Tesla gerade bei jungen Privatanlegern äußerst beliebt ist und viele die Aktie kürzlich ins Depot gekauft haben. Dies zeigen zumindest die Diskussionen in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Twitter. Ob diese Anlegergruppe bei temporären, ggf. stärker ausfallenden Kursrückgängen dem Unternehmen weiterhin die Treue hält – selbst wenn die Aktien im Depot ein deutliches Minus aufweisen – bleibt abzuwarten.

Fazit

Halten oder verkaufen? Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Klar ist: Teslas Zukunftsaussichten sind vielversprechend. Langfristig sind wir daher von Tesla sehr überzeugt. Und da wir grundsätzlich nicht wild hin- und hertraden, bleibt die Tesla Aktie weiterhin im Depot. Sollte der Kurs wieder auf 800 USD zurückgehen, würden wir vielmehr nochmals nachkaufen.

Wer aber kurzfristig Gewinne realisieren möchte, könnte dies im Rahmen eines Teilverkaufs machen. Dies hat den Vorteil, dass ein Teil der Gewinne gesichert wird und man dennoch weiterhin mit dem anderen Teil in Tesla investiert bleibt. Geht der Kurs weiter zurück, könnte auch wieder nachgekauft werden.

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3 comments

Jonas

Dem Verfasser scheint nicht zu berücksichtigen, dass „gewöhnliche Autobauer“ bereits eine Gewinnmarge von bis zu 4 % als hoch ansehen… (vgl. lediglich beispielhaft: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/auto-verkehr/japanischer-autohersteller-toyota-mit-rekordgewinn-16473082.html)

Womit soll Tesla eine höhere Gewinnmarge erzielen, wenn das Geschäftsmodell – so wie bei allen anderen Autobauern auch – nur auf den Verkauf von Fahrzeugen ausgerichtet ist?

    Aktienliebe

    Hallo Jonas, danke für deinen Kommentar. Ich traue Tesla zu, eine höhere Gewinnmarge zu erzielen als andere Autobauer. Tesla setzt mehr auf Technologie als die Konkurrenz. So plant Musk u.a. Abo-Modelle für Software Lösungen einzuführen. Software Umsätze bringen regelmäßig höhere Margen. Daher 🙂
    Viele Grüße

Jonas

Tut mir leid aber aus meiner Sicht rechnet sich das nicht…. Selbst wenn wir im (sehr) optimistischen Fall unterstellen wollen, dass Tesla es in den nächsten 10 Jahren schaffen würde, seine Absatzzahlen zu versechsfachen (was den aktuellen Absatzzahlen von BMW entsprechen würde, die weit mehr Jahre benötigten, um diese Absatzzahlen zu erreichen), würde dies einem jährlichen Verkauf von ca. 2,2 Mio. Fahrzeugen bedeuten. Wenn man nun (sehr, sehr optimistisch) unterstellt, dass sich die zehnfache Menge der Fahrzeuge auf dem Markt befindet (also 22 Mio. Fahrzeuge) und Tesla an jedem (!) Fahrzeug für „Softwareupdates“ pro Jahr einen Gewinn von 1.000 € erzielen könnte, würde dies bedeuten, dass der jährliche Gewinn bei 2,2 Mrd. € läge, was einem Gewinn von 11,80 € pro Aktie entsprechen würde. (Hierbei wurde ganz bewusst vernachlässigt, dass es schon unwahrscheinlich erscheint, dass jeder Fahrzeugeigentümer weltweit bereit wäre, für Softwareupdates monatlich Beträge zu bezahlen, aus denen ein monatlicher Gewinn 80 – 85 € je Fahrzeug zu erzielen wäre.)

Anschließend kann man noch den Gewinn hinzu addieren, den Tesla pro verkauften Kfz generieren wird. Auch hierbei können wir sehr hoch ansetzen und unterstellen, dass Tesla pro verkauftem Kfz einen Gewinn von 3.500 € erzielen könnte. Hieraus ergäbe sich bei 2,2 Mio. Fahrzeugen 7,7 Mrd. € Gewinn pro Fahrzeug, was einem Gewinn von ca. 41 € pro Aktie entsprechen würde.

Im Ergebnis gelangt man also zu einem jährlichen Gewinn je Akte von (aufgerundet) 53 €.

Beim aktuellen (!!!) Aktienkurs von ca. 1.400 € ergäbe sich dann ein KGV von 26.

Nun ist es allerdings so, dass an der Börse bekanntermaßen die Zukunft gehandelt wird. Man muss sich also fragen, was im Jahre 2030 noch ein KGV von 26 rechtfertigen wird…? Wohin soll das Unternehmen dann noch wachsen?

Dennoch: Viel Glück mit Ihrer optimistischen Einschätzung!!!

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