Sixt Aktienanalyse – Zurück in die Erfolgsspur?
Sixt Aktienanalyse – Zurück in die Erfolgsspur?

Sixt Aktienanalyse – Zurück in die Erfolgsspur?

Der US-Autovermieter Hertz hat in der Corona-Krise Insolvenz angemeldet. Der Rückgang von Reisen hat offenbar zu einem dramatischen Einbruch bei Umsätzen und Buchungen geführt. Was bedeutet dieser Schritt nun für den deutschen Mobilitätsdienstleister Sixt, dessen Aktienkurs ebenfalls aufgrund von Covid 19 stark eingebrochen ist? Müssen sich Anleger nun Sorgen machen? Erfahre meine Meinung in dieser Sixt Aktienanalyse.

Die Aktie im Überblick

Die Sixt SE erbringt Mobilitätsdienstleistungen für Geschäfts- und Firmenkunden sowie Privatreisende. Das Unternehmen gehört in Deutschland und Österreich zu den Marktführern im Bereich Autovermietung und ist für seine besonders hochwertigen Fahrzeuge bekannt. Vor Ausbruch der Corona Krise galt Sixt aufgrund seiner Innovationen als heißer Tipp, um vom Megatrend Mobilität zu profitieren.

Basisdaten

NameSixt SE
HauptsitzDeutschland
WKN723133 (Vz)
SektorZyklischer Konsum
Aktueller Kurs44,9 EUR
Marktkapitalisierung2.752,85
Dividendenrendite0,00% (wurde gestrichen)
Free Cashflow RenditeN/A (negativ)
KGV 2020-36,21
Qualitätsscore50,64%
Bewertungsscore25,03%
Gesamtscore37,83%
Datum24.05.2020

Bei dieser Analyse schauen wir auf die Vorzugsaktien. Zudem gibt es auch Stammaktien, die unter der WKN 723132 notieren.

Aktienkurs

Das Geschäftsmodell

Kurze Unternehmensgeschichte

1912 gründet Martin SIXT mit sieben Fahrzeugen eine der ersten Autovermietungen in Deutschland. Das Geschäft läuft, wird allerdings durch die beiden Weltkriege stark beeinträchtigt. 1939 konfisziert die deutsche Wehrmacht alle SIXT-Fahrzeuge. Einzige Ausnahme: Ein siebensitziger Mercedes 230 Landaulet übersteht den Krieg versteckt in einer oberbayerischen Scheune.

1966 eröffnet Auto SIXT die ersten Flughafen-Stationen in Frankfurt am Main und München. Ein Jahr später startet SIXT als erstes deutsches Unternehmen ein eigenes Leasingprogramm. 1969 tritt Erich SIXT, der heutige Vorstandsvorsitzende der SIXT AG, in dritter Generation in das Familienunternehmen ein. Wachstum und Erfolg werden seitdem großgeschrieben. SIXT nimmt LKWs in die Flotte auf und weitet das Stationsnetz nach und nach auf ganz Deutschland aus.

Erich SIXT bringt im Jahr 1986 die frisch gegründete SIXT AG an die Börse. Diese fungiert seit 1993 als Holding. Darunter gliedern sich heute die SIXT GmbH & Co. Autovermietung KG, die SIXT Leasing AG, die SIXT Travel GmbH und die e-SIXT AG. 1990 startet die europaweite Expansion mit der Schweiz.

SIXT hat erkannt, dass Innovationen und Digitalisierung den langfristigen Unternehmenserfolg sichern. 2008 ist Sixt die weltweit erste Autovermietung, die eine Mietwagenbuchung per iPhone-App anbietet und damit den Buchungsprozess mobil macht.

2009 tritt mit Alexander und Konstantin die vierte Generation der Familie Sixt in das Unternehmen ein. Während Alexander Sixt die Konzernentwicklung leitet, ist Konstantin Sixt für das Internetgeschäft zuständig.

Im Jahr 2011 startet Sixt seine Expansion in den USA und eröffnet in Florida die ersten Sixt-Vermietstationen – der Eintritt in den riesigen US Markt gelingt.

2015 kommt es zum Börsengang der Sixt Leasing AG nicht nur zur ersten börsennotierten Autoleasinggesellschaft in Deutschland. Auch werden die Söhne von Erich Sixt, Alexander und Konstantin in den Vorstand der Sixt SE berufen. Mit dem Start des neuen Services Fastlane lassen sich Fahrzeuge außerdem nun per Smartphone öffnen.

2018 launcht SIXT eine gemeinsame Buchungsplattform für Sixt myDriver, Sixt Limousine Services & Sixt rides. Sixt get a ride bietet vielfältige Möglichkeiten: Vom einfachen Airporttransfer, über Sightseeing bis hin zu gehobenem Chauffeurservice.

Womit verdient Sixt Geld?

Die Sixt SE ist ein international tätiger Mobilitätsdienstleister. Kerngeschäft des Unternehmens ist der Mietwagenservice, welcher durch Services wie Leasing und Autokauf sowie verschiedene Dienstleistungen rund um den Mobilitätsbereich ergänzt wird.

Das Unternehmen gehört in Deutschland und Österreich zu den Marktführern im Bereich Autovermietung. Darüber hinaus betreibt die Gesellschaft über sechs Verleihstationen auf Flughäfen in den USA Geschäfte mit Firmenkunden über Dienstleistungsangebote, die unter anderem Service und Wartung für Firmenflotten sowie einen Limousinen-Service beinhalten.

Mit dem persönlichen Fahrdienst MyDriver bietet das Unternehmen außerdem eine Festpreisalternative zu Taxis an.

Sixt hält in Deutschland ein dichtes Netz an Servicestationen. Im Ausland ist das Unternehmen in den europäischen Kernländern Frankreich, Spanien, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Belgien, Luxemburg und Monaco vertreten. Damit deckt Sixt mehr als 70 Prozent des europäischen Marktes durch eigene Tochtergesellschaften ab und zählt zu den größten Autovermietern in Europa.

Die Sixt SE ist in den Geschäftsfeldern Autovermietung, Leasing und eCommerce tätig. Das operative Geschäft erstreckt sich auf die beiden Segmente “Vermietung” und “Leasing”.

Auf die sich ändernde Nachfrage reagiert das Unternehmen mit neuen Mobilitätskonzepten, etwa im Bereich Carsharing und beweist seit Jahren eine enorme Innovationskraft.

Quelle: marketscreener.com

Das Management

Sixt ist ein Familienunternehmen – solche Unternehmen mögen wir besonders gerne. Was macht ein gründergeführtes Unternehmen aus? Gründer sind überwiegend auf langfristige Erfolge aus und halten mit einem überproportionalen Engagement an ihren Visionen fest.

Quelle: marketscreener.com

Chancen und Risiken

Chancen

Sixt ist ein Familienunternehmen. Erich Sixt hält als Vorstandsvorsitzender knapp 60% der Aktienanteile. Im Gegensatz zu anderen börsennotierten Unternehmen ist hier sichergestellt, dass die langfristigen Interessen der Aktionäre gewahrt werden.

Sixt grenzt sich zudem durch ein kluges Marketingkonzept, hochwertige Autos, einen hervorragenden Kundenservice und innovative IT-Lösungen von der Konkurrenz ab.

Sixt möchte vom Megatrend Mobilität profitieren. Immer mehr Menschen verzichten in Großstädten auf eigene Autos. Sixt setzt daher mit seiner neuen App auf das Thema Carsharing und ist sowohl bei Firmen- als auch bei Privatkunden sehr beliebt. Hinzukommt, dass das eigene Auto zunehmend als Statussymbol an Wert und Ansehen verliert.

Risiken

Sixt gehört alles andere als zu den Profiteuren des Coronavirus. Viele Unternehmen definieren derzeit ihre Mobilität neu und setzen eher auf digitale Kommunikation. Private Reisen sind ebenfalls abgesagt: Kurzum, die Notwendigkeit für Mobilitätslösungen ist zumindest kurzfristig nicht mehr so stark vorhanden wie zuletzt. Als Folge wurde die Dividende ausgesetzt. Eine erhöhtes Insolvenzrisiko sehen wir hingegen nicht. Sixt hat dank hoher Eigenkapitalquote und gesicherter, breiter Finanzierungsbasis eine sehr solide finanzielle Position, um den Auswirkungen der Krise zu trotzen. Sixt könnte aber dennoch gestärkt aus der Corona Krise hervorgehen. So könnte die Pflicht, einengende und unbequeme Masken in Zügen und Flugzeugen zu tragen das Vermietergeschäft ankurbeln. Und auch von der Furcht vieler Menschen vor öffentlichen Verkehrsmitteln könnte Sixt profitieren.

Starke Konjunkturabhängigkeit: Wird die Wirtschaft erst langsam wieder hochgefahren, könnten die Gewinne auch längerfristig zurückbleiben.

Trotz starker Marke und neuer App liegt Sixt im Bereich Carsharing in der öffentlichen Wahrnehmung – zumindest bei Privatpersonen – hinter Uber und anderen Carsharing Diensten zurück. Es gibt z.B. in unserem Bekanntenkreis niemanden, der bislang Kunde von Sixt geworden ist. Ganz anders als bei Uber oder Share Now.

Hinzukommt ein hoher Konkurrenzdruck in der Branche: Uber und Lyft und auch weitere Mitbewerber sind zukünftig denkbar (Stichwort Google).

Ersatzprodukte: In Großstädten könnte noch stärker auf die öffentlichen Verkehrsmittel gesetzt werden.

Qualität

Sixt kommt bei Anwendung der Aktienliebe Scorecard auf einen Qualitätsscore von 50% – ein durchschnittlicher Wert.

Umsatz- und Gewinnentwicklung

In den letzten 10 Jahren kannten Umsatz und Gewinn nur eine Richtung – und zwar nach oben. Konnte der Umsatz um ca. 8% p.a. gesteigert werden, legte Sixt beim Gewinn sogar um 10% zu.

Aufgrund von Covid 19 und dem damit verbundenen dramatischen Rückgang von Privat- und Geschäftsreisen ist in den kommenden 3 Jahren mit keinem bzw. lediglich einem sehr geringen Wachstum zu rechnen.

Man sieht deutlich die Auswirkungen des Corona Virus auf Umsatz und Gewinn. Die Analysten rechnen derzeit mit einer vollständigen Erholung bis zum Jahr 2022

Positiv zu beurteilen ist die Gewinnkontinuität. So ist es Sixt in der Vergangenheit immer gelungen, einen Gewinn zu erzielen. Zudem ist der Gewinn in den letzten 10 Jahren nie um mehr als 50% im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Letzteres wird sich nun voraussichtlich aber in diesem Jahr ändern.

Verschuldung

Angesichts des zu erwartenden Rückgangs beim operativen Gewinn beträgt das Verhältnis von EBIT zu Nettoschulden im Jahr 2020 stolze 27! Beim erwarteten Gewinn im Jahr 2020 von 78 Mio € würde Sixt also 27 Jahre benötigen, um die Nettoverschuldung zu tilgen…Im vorangegenen Jahr 2019 lag dieser Wert noch bei 6 – was jedoch ebenfalls über den von uns geforderten 4 liegt.

Zu beachten ist aber auch, dass die Verschuldung bei Konkurrenzunternehmen teilweise deutlich größer ist und zudem dem Umstand geschuldet ist, dass die Leasing Sparte mit einem großen Fremdkapitalhebel arbeitet.

Ein Blick auf die Dividende

Um Cash im Unternehmen zu halten wurde entschieden, für dieses Jahr auf die Zahlung einer Dividende zu verzichten. Derzeit gehen die Analysten davon aus, dass die Dividende aber bald wieder auf das Vorkrisenniveau steigen könnte.

Bewertung

An dieser Stelle nutzen wir regelmäßig das IRR Modell. Da Sixt jedoch einen negativen Free Cash Flow erzielt, können wir daher nicht darauf zurückgreifen. Stattdessen nutzen wir im Folgenden das KGV Modell.

Ausgangspunkt ist der vorkrisenrelevante Gewinn pro Aktie im Jahr 2019 von 4,97 €. Bei einem jährlichen Wachstum von 1,84% wird der Gewinn pro Aktie im Jahr 2029 5,97 € betragen. Historisch betrug das KGV im Fall von Sixt 11.

Fazit

Insgesamt ergibt sich für Sixt ein Score von 37%. Wir sehen die Aktie daher nicht als Investment an!

Zugegeben – unsere Annahme zur Bewertung sind äußerst konservativ geschätzt. Aber wir wollen lieber eine hohe Sicherheitsmarge anwenden als zu optimistische Annahmen zu treffen.

Die Lage ist derzeit schwierig. Der Megatrend Mobilität könnte für deutliche Kurszuwächse sorgen. Allerdings ist für uns keinesfalls gesagt, dass Sixt hiervon überproportional profitieren kann – dazu ist der Markt noch zu stark im Wandel.

Als Privatanleger hat man immer die Wahl, in welches Unternehmen man investieren möchte. Und nach unserer Einschätzung bieten sich derzeit weitaus bessere Investment Ideen.

Uns interessiert aber auch deine Meinung, da jeder Investor seine eigenen Gedanken zur Aktie hat. Wir würden uns daher freuen, wenn du uns diese in die Kommentare schreibst.

Disclaimer

Ich habe diesen Beitrag nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, kann aber die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten nicht garantieren. Es handelt sich um einen journalistischen Beitrag, der ausschließlich Informationszwecken dient. Es findet keinerlei Anlageberatung von Aktienliebe statt. Ferner ist dieser Beitrag keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.

Bitte beachte, dass der Kauf von Aktien immer mit hohen Risiken verbunden ist, der im schlimmsten Fall sogar zum Totalverlust des investierten Kapitals führen kann. Ich kann daher keinerlei Haftung für die von dir getroffenen Investitionsentscheidungen übernehmen.

Ein Kommentar

  1. Severin

    Hallo ihr beiden,
    wieder eine sehr gute Analyse von euch. Sixt finde ich interessant, aber ich stimme euch zu, dass es wohl derzeit besser ist hier abzuwarten.
    Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag

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