Viele Anleger machen um Aktien aus dem Rüstungsbereich einen weiten Bogen. Dies ist nachvollziehbar, möchten sie sich nicht an Unternehmen beteiligen, die ihre Gewinne aus Geschäften mit Waffen erzielen. Dennoch können Rüstungsunternehmen aufgrund ihres stetigen Wachstums und der geringen Volatilität eine renditeträchtige Ergänzung für ein Depot sein. Wer vom globalen Wettrüsten profitieren möchte, sollte sich den Marktführer näher anschauen. Und genau das machen wir in der Lockheed Martin Aktienanalyse.
Lockheed Martin ist für viele Anleger ein problematischer Konzern. Viele Anleger haben ethische Bedenken, in Rüstungskonzerne zu investieren oder sich am langfristigen Erfolg solcher Unternehmen zu beteiligen. Diese Bedenken sind durchaus legitim, sollten aber im Folgenden nicht Gegenstand der Analyse sein. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er sein Geld investiert.
Die Aktie im Überblick
Basisdaten
Hauptsitz | USA |
WKN | 894648 |
Branche | Rüstung |
Aktueller Kurs | 377,28 USD |
Marktkapitalisierung | 105,5 Mrd. USD |
Nettoverschuldung | 9,29 Mrd. USD |
Enterprise Value | 114,78 Mrd. USD |
Dividendenrendite | 2,58 % |
Free Cashflow Rendite | 5,65 % |
Qualitätsscore | 83,63% |
Bewertungsscore | 64,83 % |
Gesamtscore | 74,23 % |
Datum | 22.04.2020 |
Aktienkurs

Das Geschäftsmodell
Die Lockheed Martin Corporation wurde im März 1995 gegründet und ist ein Zusammenschluss der Unternehmen Lockheed Corporation und Martin Marietta Corporation.
Heute ist Lockheed der größte Rüstungskonzern der Welt und hat sich auf die Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Luft-, U-Boot- und Raumfahrtsystemen spezialisiert.

Der Nettoumsatz verteilt sich wie folgt auf die einzelnen Aktivitäten:
- Verkauf von Luftfahrtsystemen (39,6%): Militär- und Zivilflugzeuge, hauptsächlich für Regierungsorganisationen;
- Verkauf von elektronischen und taktischen U-Boot-Systemen (25,3%): Avioniksysteme, Radare, Sensoren, Ausbildungssysteme und Simulatoren, optische Systeme, Überwachungs- und Aufklärungssysteme, Simulations- und Ausbildungssysteme usw.
- Verkauf von Luft- und Raumfahrtsystemen (18,2%): Satellitensysteme, Raketensysteme und Raumtransportsysteme
- Verkauf von Verteidigungssystemen (16,9%): Luft- und Raketenabwehrsysteme, taktische Raketen, Präzisionsschlagwaffensysteme, Feuerleitsysteme usw. Die Gruppe bietet auch Unterstützungsdienste für den Missionsbetrieb, die Vorbereitung, technische Unterstützung, Integrationsdienste usw. an
Der Nettoumsatz teilt sich nach Einkommensquellen in Produktverkäufe (83,7%) und Dienstleistungen wie beispielsweise Wartungen (16,3%) auf. Auf die Vereinigten Staaten entfallen 72,4% des Nettoumsatzes.
Flaggschiff des Unternehmens ist die Produktion des F-35 – ein Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug.
Es ist kein normales Kampfflugzeug, sondern voll mit Technik und Innovationen:
- So verfügt die F-35 über ausgeprägte Tarnkappeneigenschaften, welche im Vergleich zu konventionellen Mehrzweckkampfflugzeugen die Reichweite feindlicher Aufklärungstechnik auf einen Bruchteil reduziert. Auf diese Weise kann die Bedrohung durch immer weiter reichende Lenkwaffen und Sensoren weitestgehend neutralisiert werden.
- Des Weiteren verfügt die Maschine über mehrere leistungsfähige Sensoren, Datenlinks und Benutzerschnittstellen. Durch das Zusammenwirken dieser Technologien sollen feindliche Kräfte bereits auf große Distanz geortet und bekämpft werden können, noch bevor diese die F-35 selbst erfassen können.
- Die F-35 ist zudem das erste US-Kampfflugzeug, das als Serienmaschine über eine Sprachsteuerung verfügt.
- Der Piloten wird durch einen neuen Landemodus “Delta Flight Path” in der kritischen Phase, also die letzten Sekunden einer Landung auf einem Flugzeugträger, durch eine teilweise Automatisierung unterstützt.
- Die F-35 verfügt zudem über eine hochintegrierte modulare Avionik. Hierbei werden alle Daten der Sensoren und Systeme sehr früh in einem zentralen Rechensystem zusammengeführt. Das primäre Ziel ist hierbei ein bestmögliches Situationsbewusstsein für den Piloten, der möglichst wenig Zeit mit Dateninterpretation und Systembedienung verbringen soll um sich so auf die Analyse der taktischen Situation und die Entscheidungsfindung konzentrieren zu können.
Lockheed Martin arbeite derzeit verstärkt an der Entwicklung von Laserwaffen. Hier könnte in den kommenden Jahren die Nachfrage stark ansteigen, bieten Laserwaffen sehr viele Vorteile gegenüber konventionellen Waffensystemen. So sind Laserwaffen präziser, schneller (annähernde Lichtgeschwindigkeit) und kostengünstiger einsetzbar.

Branchenanalyse
Besonderer Markt
Der Markt für Rüstungsgüter unterscheidet sich von anderen Märkten. In den meisten Industrieländern ist der Staat der wichtigste, wenn nicht gar der einzige zulässige Kunde. So gibt es Gesetze und Regularien, die klar definieren, in welchem Handlungsfeld sich die Rüstungsindustrie bewegen darf. So besagt beispielsweise das Kriegswaffenkontrollgesetz in Deutschland, dass bestimmte Waffen nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in den Verkehr gebracht werden dürfen.
Steigende Verteidigungsausgaben in den USA
In den USA läuft es derzeit rund für die Rüstungsunternehmen. Die Rüstungsbranche profitiert vom harten Kurs der Trump-Regierung. Laut einer Aufstellung der Denkfabrik Stockholm International Peace Research Institute (Sipri) machten die amerikanischen Ausgaben für das Militär 36% der weltweiten Verteidigungsaufwendungen aus.

Prognosen gehen davon aus, dass der amerikanische Verteidigungshaushalt in den nächsten Jahren erstmals 700 Mrd. $ übersteigen wird. Die großen US Waffenhersteller könnten daher gemessen an der US-Gesamtwirtschaft ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum erzielen.

Branchenkonsolidierung
In den letzten Jahren konnte man eine zunehmende Konsolidierung in der Rüstungsbranche beobachten. Beispielhaft sei hier die Übernahme von Sikorsky Aircraft durch Lockheed Martin im Jahr 2015 genannt. Die zunehmende Konzentration in der Rüstungs- und Luftfahrtbranche zur Konsequenz, dass bei Ausschreibungen im Militärsektor vielfach nur noch wenige Anbieter mitbieten. Dies sorgt für eine große Preissetzungsmacht der Firmen. Dies gilt umso mehr, da wohl nicht damit zu rechnen, dass die US Regierung stattdessen auf Produkte ausländischer Firmen zurückgreifen wird.
Qualitätsscore
Lockheed Martin erzielt einen Qualitätsscore von 83,63% (max. 100%):
Umsatzwachstum 10J | 2,84% | 2,84% |
Umsatzwachstum 3J | 5,71% | 5,71% |
EBITwachstum 10J | 5,09% | 5,09% |
EBITwachstum 3J | 10,41% | 10% |
Nettoschulden / EBIT < 4 | 1,08 | 20% |
Gewinnkontinutät 10J | ja | 10% |
EBIT Drawdown 10J ->50% | ja | 10% |
EK Rendite > 15% (3J) | 71,99% | 10% |
EBIT Marge >10% | ja | 10% |
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Umsatz und Gewinn wachsen sehr stetig. Erfreulich ist zudem, dass der Gewinn stärker als der Umsatz wächst.


Bilanzanalyse
Schaut man zuerst auf die oftmals sehr beliebte Eigenkapitalquote, könnte man bei Lockheed Martin stark ins Zweifeln kommen. Diese lag 2019 nur bei 6,67%. Wie kommt das?
Lockheed Martin betriebt ein ambitioniertes Aktienrückkaufprogramm und kauft seit Jahren eigene Aktien zurück. Dies führt in der Bilanz zu einem Rückgang des Eigenkapitals.

Dennoch sollte bei Lockheed Martin keine Gefahr einer Überschuldung bestehen. Die Bilanz ist sehr solide. Die Nettoverschuldung beträgt gerade einmal etwas mehr als der einfache operative Jahresgewinn. Das bedeutet, dass die Verschuldung schnell zurückgeführt werden kann – sollte es erforderlich werden.
Dividendenentwicklung
Die Dividendenentwicklung ist mustergültig. Die Dividende steigt kontinuierlich – wie an der Schnur gezogen.

Dividendenrendite 20e | 2,58% |
Auszahlungen/Jahr | 4 |
Steigert seit | 17 Jahren |
Keine Senkung seit | 34 Jahren |
Stabilität der Dividende | 0,98 (max. 1,0) |
Jährlicher Dividenden- zuwachs | 9,94 % (5 Jahre) 14,44 % (10 Jahre) |
Ausschüttungsquote | 41,9 % (auf den Gewinn/FFO) 44,7 % (auf den Free Cash Flow) |
Bewertungsscore
Lockheed Martin erzielt einen Bewertungsscore von 64,83% – das deutet auf eine faire Bewertung der Aktie hin. Schaue wir uns hierzu zwei Modelle an:
KGV Modell
Das aktuelle Kurs Gewinn Verhältnis liegt mit 15,6 im historischen Schnitte der letzten 10 Jahre (14,8). Der Gewinn pro Aktie (EPS – Earnings per share) soll in den kommenden drei Jahren um knapp 8,2% steigen. Damit ergibt sich eine Rendite nach dem KGV Modell von lediglich 5,97% p.a.
EPS 2019 | 21,7 USD |
EPS Wachstum | 8,22% p.a. |
EPS 2029 | 44,17 USD |
KGV 2029 (unterstellt) | 15 |
Aktienkurs 2029 | 662,47 USD |
abzgl. Margin of Safety (5%) | 629,35 USD |
Kurs heute | 377,28 USD |
Rendite p.a. | 5,95% |
IRR Modell
Unterstellt man einen langfristigen Buy-and-Hold Ansatz errechnet sich die Rendite aus zwei Faktoren:
- langfristiges Gewinnwachstum
- Free Cashflow Rendite
Die FCF Rendite beträgt derzeit 5,6%. Langfristig traue ich Lockheed Martin aufgrund steigender Rüstungsausgaben und Inflationsausgleich ein Gewinnwachstum von 6% zu. Somit ergibt sich eine konservativ geschätzte Rendite von 11,6%.
Chancen und Risiken
Chancen
- Top Positionierung, gute Beziehungen: Man sagt, dass Lockheed Martin über exzellente Beziehung bis ins Weiße Haus verfügt – und das glauben wir gerne. Diese guten Beziehungen sichern eine langfristige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem größten und wichtigsten Kunden des Unternehmens: Der US Regierung.
- Raumfahrt: Die Raumfahrt steht vor einem Wandel. Tesla Chef Elon Musk will setzt alles daran, mit seinen privaten Unternehmen SpaceX die Raumfahrt revolutionieren. Er plant, die Raumfahrt zu einem kommerziellen Geschäft zu machen. Der Weltraumtourismus soll zu erschwinglichen Preisen möglich sein. Das dürfte die Anzahl der Raketenstarts, um Satelliten ins All zu bringen, spürbar erhöhen. Lockheed Martin ist ebenfalls im Geschäft mit der Raumfahrt tätig und könnte von einem zunehmenden Trend profitieren.
- Lasertechnologie: Diese arbeitet präziser, schneller, zuverlässiger und kostengünstiger – ein enormes Wachstumspotential
- Intelligente Kampfsysteme / Drohnen: Die Zeiten, wo Kriege auf dem Schlachtfeld mit Soldaten ausgefochten werden, ist lange vorbei. Intelligente Waffensystem und vor allem Drohnen sind die Zukunft der Kriegsführung. Bei Drohnen handelt es sich um unbemannte Luftfahrzeuge, die ohne eine sich an Board befindliche Besatzung entweder autark oder durch eine Fernsteuerung betrieben werden können. Drohnen kommen jedoch zunehmen auch in anderen Bereichen zum Einsatz. Beispielsweise etabliert sich ein Trend bei Logistikunternehmen und in der Landwirschaft. Die Drohnen werden beispielsweise zur großflächigen Überwachung oder Analyse eingesetzt. Logistikunternehmen erhoffen sich nach entsprechender Deregulierung seitens der Gesetzgebung Pakete zustellen zu können.
Risiken
- Sinkende Rüstungsausgaben der US Regierung: Die Bewältigung der Corona Krise wird einen hohen Preis haben. War die US Staatsverschuldung bereits vorher auf Rekordhoch, so verschärfen die Hilfspaket und Konjunkturmaßnahmen der Trump-Regierung die Situation. Eine Reduktion der Militärausgaben könnte helfen, die Verschuldung zumindest etwas zurückzufahren. Zudem stehen die US Präsidentschaftswahlen im Herbst an. Gewinnt etwa der Demokrat Joe Biden die Wahl könnten die Rüstungsausgaben ebenfalls zurückgefahren werden.
- Klagen und Haftung: Das Beispiel der Boeing 737 Max zeigt, wie schnell ein solide erscheinendes Unternehmen ins Abseits geraten kann, wenn die Produkte nicht so funktionieren wie erwartet. So kann es natürlich auch bei den Rüstungsprodukten von Lockheed Martin zu Qualitätsmängeln kommen, die der Reputation des Unternehmens nachhaltig Schaden zufügen könnten.
Fazit zur Lockheed Martin Aktienanalyse
Für Anleger, die ethisch keine Bedenken haben, in Rüstungsunternehmen zu investieren, stellt Lockheed Martin aufgrund seiner Größe, Verlässlichkeit und Innovationen eine solide Ergänzung für das Depot dar.
Mit einem Gesamtscore von unter 75% ist Lockheed Martin ein solider Wert für das Depot. Interessant ist die Aktie aufgrund der steigenden Dividenden vor allem auch für Dividendeninvestoren. Für uns ist die Aktie daher kaufenswert.
Disclaimer zur Lockheed Martin Aktienanalyse
Wir haben die Lockheed Martin Aktienanalyse nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, können aber die Richtigkeit der angegebenen Informationen und Daten nicht garantieren. Es handelt sich um einen journalistischen Beitrag, der ausschließlich Informationszwecken dient. Es findet keinerlei Anlageberatung von Aktienliebe statt. Ferner ist dieser Beitrag keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren.
Bitte beachte, dass der Kauf von Aktien immer mit hohen Risiken verbunden ist, der im schlimmsten Fall sogar zum Totalverlust des investierten Kapitals führen kann. Wir können daher keinerlei Haftung für die von dir getroffenen Investitionsentscheidungen übernehmen.
Wir besitzen derzeit Aktien von Lockheed Martin.
Quellen zur Lockheed Martin Aktienanalyse
- Investor Relations Seite von Lockheed Matin: https://investors.lockheedmartin.com/
- Neue Züricher Zeitung: https://www.nzz.ch/wirtschaft/der-amerikanischen-ruestungsbranche-laeuft-es-unter-trump-glaenzend-ld.1511732
- www.ariva.de
- Marketscreener.com: https://de.marketscreener.com/LOCKHEED-MARTIN-CORPORATI-13406/
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Lockheed_Martin_F-35